8. August 2017

Kletterspielplatz für die Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg in Berlin

Am östlichen Rand Berlins, gleich hinter den Szenebezirken Prenzlauer Berg und Friedrichshain, liegt der Stadtteil Lichtenberg – auch bekannt als „das weite Land der Plattenbauten“. Hier, zwischen tiefen Häuserschluchten, in denen sich ein Hochhaus am nächsten reiht, ist die Geschichte des industriellen Wohnungsbaus noch deutlich spürbar. Bis vor wenigen Jahren genoss Lichtenberg bei vielen Berlinern keinen allzu guten Ruf. Zu stark war die gedankliche Verknüpfung zwischen Stadtbild und DDR-Tristesse.
Diesen Ruf jedoch konnte Lichtenberg in den letzten Jahren immer mehr ablegen, sodass er heute zu den Bezirken mit den höchsten Zuzugsraten gehört. Insbesondere Familien mit kleinen Kindern ziehen hin – weil sie das Wohnen dort entspannter und die Mieten bezahlbarer finden als in den angrenzenden Szenebezirken, die aber bei Bedarf und kinderfreiem Abend auch gar nicht weit entfernt sind.

Dieser Trend wird von einigen ansässigen Wohnungsgenossenschaften gerne aufgegriffen und unterstützt. Auf besonders eindrucksvolle Weise ist dies nun Berlins größter Wohnungsgenossenschaft, der WGLi gelungen. Im Zuge der Neugestaltung des Außenbereiches eines 11-geschössigen Wohnkomplexes an der Landsberger Allee, welcher Wohnraum für mehrere tausend Menschen bietet, ist sowohl ein Gemeinschaftsgarten als auch ein Spielplatz in Form einer höchst abwechslungsreichen Kletterlandschaft entstanden. „Ziel war es, das Wohnumfeld für alle Altersschichten nachhaltig attraktiv zu gestalten. Sowohl kleinere Kinder als auch Jugendliche und Eltern sollten im neuen Außenbereich auf ihre Kosten kommen. Insbesondere mit dem Spielplatz wollten wir ein echtes Highlight der näheren Umgebung setzen“, sagt Frank Gerasch von der WGLi.

Der 335 m² große Spielplatz umfasst ein sechs Meter hohes Seilspielhaus (Triple Boo) sowie ein Raumnetz-Spielgerät (Jupiter), dessen Außengerüst an die Form eines Oktaeders angelehnt ist. So kann das Spielgerät sicher bis auf eine Höhe von knapp sieben Metern beklettert werden, da die freie Fallhöhe an der Außenkannte des Gerätes gemessen wird und somit unter drei Metern liegt.

Durch das modulare System der Berliner Seilfabrik, konnten die beiden hohen Spielgeräte über eine Vielzahl verschiedener Niedrigseilelemente so miteinander verbunden werden, dass eine in sich geschlossene Kletterlandschaft entstanden ist. Alle Spielgeräte können durchklettert werden, ohne dass der Boden berührt werden muss, wobei die umlaufende Spiellänge ganze 60 Meter beträgt! Wer dann doch die Verbindung zum Boden sucht, kann über eine der beiden Rutschen, die an dem Jupiter bzw. dem Triple Boo angeschlossen sind, hinabgleiten.

Optisch fügt sich die neugestaltete Kletteranlage perfekt in das Bild der Umgebung ein. Dies ist insbesondere auf deren farbliche Gestaltung zurückzuführen: blaue Seile, Pfosten und HDPE-Paneele, silbergraue Rohre und gelbe Systemkugeln greifen exakt die Farbgebung der Fassade des Wohnkomplexes auf.

Darüber hinaus passt auch die Formsprache der Spielgeräte gut zum Gebäude. Die Intention den Spielplatz in genau dieser Gestaltung umzusetzen, stammt aus dem Hause des federführenden Architekten Mario Bobsien. Für ihn ist die Fassade an der Landsberger Allee mehr als die Häuserwand eines Lichtenberger Plattenbaus. „Die Erscheinung des Hochhauses mit teilverglasten Loggien vor blauem Himmel und grüner Wiese im Vordergrund, weckt die Assoziation einer massiven Bergwand im Gebirge. Diese Idee haben wir auch bei der Konzeption des neuzugestaltenden Außenbereiches aufgegriffen, der wie ein Gebirgstal vor der Fassade liegt.“, sagt Landschaftsarchitekt Bobsien. „Wir wollten, dass sich der Gebirgscharakter im Spielbereich wiederfinden lässt und haben deshalb nach Spielgeräten gesucht, die ein anspruchsvolles Klettern in die Höhe bzw. das Hinabrutschen ins Tal implizieren.“

Fündig geworden ist Bobsien dann bei der Berliner Seilfabrik. Die Raumnetzstrukturen der Berliner werden dem Anspruch eines abwechslungsreichen Spielgerätes mehr als gerecht. Sie ermöglichen nicht nur das sichere Klettern in die Höhe, sondern in jede Richtung des Raumes. Dabei werden die Kinder gefordert und zugleich gefördert. Es hilft ihnen dabei, ihre psychomotorischen Fähigkeiten und ihr dreidimensionales Vorstellungsvermögen zu entwickeln.

Sowohl Architekt als auch Auftraggeber sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Laut Mario Bobsien ist es gelungen „einen Spielplatz zu schaffen, der aufgrund seiner Vielzahl an Spielfunktionen für die Bewohner des Umfeldes nachhaltig attraktiv sein wird“. Frank Gerasch von der WGLi berichtet, er würde mehrmals täglich von Anwohnern gefragt, wann denn endlich die Eröffnung sei.

Es scheint, als sei es gelungen, mit der Neugestaltung des Außenbereichs des Wohngebäudes an der Landsberger Allee dem anhaltenden Trend des verstärkten Zuzugs von jungen Familien gerecht zu werden. Darüber hinaus besteht das Potenzial, diesen Trend auch nachhaltig zu stärken.